• Katrin Heratsch (Deutsche Meeresstiftung) am Mikroskop auf der „Aldebaran"
  • Foto: Florian Quandt

Wasser untersucht: Das unsichtbare Gift in unserer Elbe

Drei Wochen war das Forschungs- und Medienschiff „Aldebaran“ auf einer Expedition entlang der Elbe unterwegs – auf den Spuren von Mikroplastik im Flussboden. Erstmals haben Forscher die gesamte Länge der Elbe untersucht – mit schockierendem Ergebnis. Am Freitag ist das Schiff in Hamburg eingelaufen.

In Dresden wurde das knallgelbe Schiff ins Wasser gekrant, dann ist die Schiffscrew mit der „Aldebaran“ zurückgefahren bis zum Ursprung der Elbe – am Elbsandsteingebirge an der tschechischen Grenze. Von dort aus ging es dann in mehreren Wochen über 700 Kilometer bis nach Hamburg. Jeden Tag gab es Live-Schaltungen von Bord, die direkt in Schulklassen übertragen wurden.

Forscher untersuchten den Boden der Elbe auf Mikroplastik

Das Forschungsprojekt: Nachwuchswissenschaftler der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW) beschäftigen sich auf der „Aldebaran“ mit der Konzentration von Mikroplastik im Boden der Elbe. Besonders im sächsischen Bereich wurde das noch nicht erforscht.

Mikroplastik, das sind winzige Teilchen, die etwa beim Abrieb von Reifen oder Schuhsolen entstehen oder beim Verschleiß großer Plastikteile. 

Jeder produziert Mikroplastik

Jeder produziert Mikroplastik, etwa wenn er Fleecejacken wäscht, deren Fasern ins Wasser gelangen. Auch  Plastikpartikel in Kosmetikprodukten werden aus den Badezimmern in unsere Gewässer gespült – Kläranlagen sind da machtlos. Menschen nehmen durch Nahrung, Trinkwasser und sogar durch die Atemluft pro Woche etwa fünf Gramm der Teilchen auf. 

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Katrin Heratsch (Deutsche Meeresstiftung) am Mikroskop auf der „Aldebaran“

Foto:

Florian Quandt

So wurde die Elbe auf Mikroplastik untersucht

Was bedeutet das für die Elbe? Mit einem Greifarm wurden an jedem Expeditionstag drei Bodenproben von der Sohle der Elbe genommen. Weil die „Aldebaran“ nur 80 Zentimeter Tiefgang hat, konnte sie auch flache Stellen untersuchen. Schockierendes Ergebnis: Alle 35 Proben enthielten Mikroplastik. 

Mikroplastik in der Elbe: Wo gibt es besonders viel?

Normalerweise kostet die Analyse einer Mikroplastik-Bodenentnahme zwischen 5000 und 8000 Euro. An Bord wendeten die jungen Dresdner Wissenschaftler ein neues, wesentlich günstigeres Verfahren an. Die genaueren Analysen werden an Land vorgenommen. Dann steht auch fest, ob die Belastung unter Autobahnbrücken oder in der Nähe von Kläranlagen besonders hoch ist.

Hamburg Hafen: Forschungsschiff Aldebaran ist eingelaufen

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Carla Wichmann (Bundesverband Meeresmüll) untersucht eine Probe.

Foto:

Florian Quandt

„Unter dem Mikroskop haben wir uns ein paar der genommenen Proben schon angeguckt“, erzählt Frank Schweikert von der Deutschen Meeresstiftung. Er hat die „Aldebaran“ sicher bis in die Hansestadt gefahren.

Die Kunststoffteilchen im Sediment sind aber nicht das einzige Plastikproblem der Elbe: „Auf den ersten Blick sieht man ja schon, dass auf der Elbe sehr viel Plastik an der Oberfläche schwimmt“, sagt Schweikert, „das können Plastikflaschen, -tüten oder Einmalverpackungen sein.“

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Forschungsschiff Aldebaran: Politik muss Mikroplastik verbieten

Für Schweikert ist die „Aldebaran“ ein Symbol dafür, dass man etwas unternehmen müsse gegen das Plastik. So sieht das auch Carla Wichmann, Leiterin der Geschäftsstelle des Bundesverband Meeresmüll aus Hamburg. Sie hat in Zusammenarbeit mit anderen NGOs 15 Forderungen an die Bundesregierung formuliert, etwa das Verbot von Mikroplastik, das aus einem Produkt direkt in die Umwelt gelangt. Dafür könne man nicht allein die Verbraucher verantwortlich machen.

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Das Forschungsschiff „Aldebaran“ war auf dreiwöchiger Elbe-Expedition.

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Florian Quandt

Hamburg ist allerdings noch nicht das Ende der Reise. „In einer Woche fahren wir weiter bis nach Cuxhaven“, sagt Katrin Heratsch. Dort endet die Elbe – und die Expedition.

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